Konzertdesign
Der Begriff "Konzertdesign" ist inspiriert von der amerikanischen Architektur des frühen 20. Jahrhunderts. Der Chicagoer Architekt Louis Sullivan prägte den Grundsatz "Form follows Funktion", der später auch vom Bauhaus übernommen wurde. Folgt man dieser Idee in Bezug auf das Klassische Konzert, stellen sich plötzlich ganz andere Fragen - insbesondere bei einem Blick in die Aufführungsgeschichte. Der Aufstieg der Konzertkultur im 19. Jahrhundert war bedingt durch das erstarkende Selbstbewusstsein der bürgerlichen Schichten und deren wirtschaftlicher Aufstieg. Der Besuch von Konzerten wurde zum Distinktionsmerkmal für die Zugehörigkeit zu dieser neuen gesellschaftlichen Klasse. Es gründeten sich Konzertvereine, Säle wurden speziell für Konzerte gebaut, die Herren trugen Frack - im Publikum wie auf der Bühne. Im Gegensatz zu anderen Kunstformen ist es bis heute in der Klassischen Musik bei der im 19. Jahrhundert herausgebildet Form geblieben: Bühne, Parkett, Beleuchtung, Säle, Programmabfolge, Kleidung, Programmheft, Pause, Applausordnung. Eine erstaunliche Kontinuität. Das Konzert hatte und hat neben dem gemeinsamen Hören von Musik aber schon immer auch weitere Funktionen: Im 19. Jahrhundert diente es vor allem zur Selbstvergewisserung des Bürgertums. Das hat sich im Laufe des 20. Jahrhundert mehr und mehr verändert. Die Lebenskonzepte wurden unterschiedlicher, das Publikum diverser, das Angebot für Freizeit und Unterhaltung explodierte förmlich. Damit einher ging und geht die immer weitere Spezifizierung von persönlichen Vorlieben und Interessen. Heute ist es bei weitem nicht mehr common sense, ein Konzertereignis als gemeinsames gesellschaftliches Ereignis zu erleben. Hier setzt die Idee des Konzertdesigns an.
Am Anfang steht immer die Frage, welche Funktion könnte ein Konzert über das Hören hinaus noch haben? Wie schaffe ich Bedingungen, dass ein bestimmtes musikalisches Werk seine größtmögliche Wirkung entfalten kann? Welche Parameter beeinflussen eigentlich überhaupt unsere Wahrnehmung von Musik? Wie können wir ein Publikum erreichen? Wie stellen wir Resonanzbeziehungen her? Wie schaffen wir Nähe?
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